Ci si può fidare dei tedeschi? /2

Per la serie "Ci si può fidare dei tedeschi?" vi propongo ora una altro articolo dalla Zeit (04.05.2005) scritto dallo storico inglese Norman Stone

I TEDESCHI SONO MOLTO RAGIONEVOLI  

 Als 1990 der Prozess der deutschen Vereinigung seinen Lauf nahm, lud Margaret Thatcher eine Gruppe von Historikern zu einem Seminar. Die Geschichtswissenschaftler sollten ihr erklären, was da vor sich ging. Bei dieser Gelegenheit sagten wir Eingeladenen über Deutschland allesamt Dinge, wie sie genauso gut die Agitprop-Abteilung des Auswärtigen Amtes in Bonn hätte aufschreiben können.

Margaret Thatchers eigentliche Angst war, dass die Deutschen, wie üblich, genau das tun könnten, was man ihnen auftrug. Jetzt hatte man ihnen aufgetragen, gute und brave Deutsche zu sein. Also würden sie sich, ganz entgegen ihren eigenen Interessen an transatlantischer Partnerschaft mit den USA, an hohen Exporten und einer soliden Währung, lieber im Gleichschritt an die Arbeit machen, um eine protektionistische Europäische Union zu errichten – und diese Union werde zu Margaret Thatchers eigener atlantischer Welt in Widerspruch stehen.
Tatsächlich war Thatchers Angst nicht unbegründet. Deshalb ist es bedauerlich, dass sie die Vermengung ernsthafter Fragen mit dem geifernden Gerede vom bevorstehenden Vierten Reich zuließ, das jeder verständige Beobachter kurzerhand vom Tisch gewischt hätte – man muss dafür nicht einmal unbedingt Historiker sein.
Können wir den Deutschen von heute trauen? Offensichtlich gibt es zwei Möglichkeiten, sich dem Problem zu nähern. Die erste besteht darin, die »Stunde Null« von 1945 und ihre Auswirkungen zu beschwören (Jörg Friedrichs Buch Der Brand ist für britische Leser eine äußerst unangenehme Lektüre) – also die vollständige Vernichtung Deutschlands, nicht nur der Städte, sondern gewissermaßen einer ganzen, eigenen Art, die Welt zu betrachten und zu deuten. Könnte der verstorbene Thomas Nipperdey heute eine Geschichte der Bundesrepublik schreiben, so würde sein erster Satz sehr gedämpft lauten: »Am Anfang war Churchill
Doch natürlich hat der Wandel Deutschlands Ursachen, die weiter zurückliegen. Der intelligenteste aller britischen Geheimdienstler war Noel (Lord) An-nan. Er pflegte Konrad Adenauer zu besuchen, der zurückgezogen lebte, nachdem ihn die Briten als Kölner Oberbürgermeister bald wieder abgesetzt hatten, weil er ein sehr, sehr schwieriger Partner gewesen war. Noel Annan hingegen kam gut mit dem alten Mann zurecht, brachte ihm Kaffee und unterhielt sich mit ihm über Rosen. Adenauer fragte ihn, was Englands größter Fehler im Umgang mit Deutschland gewesen sei. Adenauers eigene Antwort lautete: dass die Briten Preußen erlaubt hätten, sich 1814 das Großherzogtum Berg einzuverleiben. Das Großherzogtum Berg, das war das Ruhrgebiet. Diese Region mit ihrer Industrie gab, einmal unter die Kontrolle der preußischen Militärmaschinerie geraten, Deutschland die Kraft, zwei Weltkriege zu führen. Die Industriellen von der Ruhr paktierten mit den ostelbischen Getreideagrariern, und gemeinsam verhinderte dieses Bündnis aus »Eisen und Roggen«, dass in Deutschland in der Ära Bismarck eine Koalition der linken Mitte entstehen konnte, wie sie in Großbritannien unter Gladstone existierte. In den frühen dreißiger Jahren stammte die Hälfte von Hitlers Wählerstimmen aus den protestantischen Dörfern und kleinen Städten Norddeutschlands. Warum? War die völlige Unfähigkeit der Sozialdemokraten und Liberalen der Grund gewesen, die nichts Besseres versprochen hatten als Freihandel – und damit das Aussterben der Landbevölkerung? Wie auch immer, diese norddeutschen Bauern gibt es heute nicht mehr. Insofern Bauern in der deutschen Politik überhaupt noch eine Rolle spielen, sind es die katholischen aus Bayern, die auf den Instrumenten der europäischen Agrarpolitik so virtuos zu spielen verstehen wie Paganini auf seiner Geige.
Natürlich kann man die »deutsche Frage« weiter zurückverfolgen – bis zum Dreißigjährigen Krieg oder, noch davor, bis zum Investiturstreit. Das alles sind heute zwar interessante, aber doch historische Fragen. Vermutlich ist es wahr, dass heute noch eine Art gespenstischer Schatten jener Welt existiert, die 1918 mit dem Vertrag von Brest-Litowsk entstand. Damals wurden für die Ukraine und andere Länder Grenzen festgelegt, denen die heutigen durchaus ähneln. Und noch immer spielt Deutschland eine gewichtige Rolle. Ich kann von meinem derzeitigen Aufenthaltsort Ankara sogar sehen, wie diese Rolle gegenüber der heutigen Türkei kompetent und – meiner Ansicht nach – wohlmeinend wahrgenommen wird. Kurz, wir haben heute das Deutschland, das wir wollen. Und es wäre 1990 besser gewesen, Margaret Thatcher hätte ganz einfach genau das gesagt.

Aus dem Englischen von Tobias Dürr
Norman Stone ist Historiker und lehrt in Ankara und Istanbul
(Tratto dalla Zeit, 04.05.2005)

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